Martin Gründkemeyer wurde 28. März 1980 in Münster geboren, wuchs westfälisch bodenständig auf. Meine Eltern (Versicherungsangestellter und Beamtin) haben mich früh an den Umgang mit Geld herangeführt und damit spielerisch eine Faszination für Sparen in mir ausgelöst.
Sparen – mein Spiel
Bei meiner Einschulung fand ich in meiner Schultüte mein erstes eigenes Geld; zwei Fünfzig-Pfennigstücke. Stundenlang habe ich mit beiden Münzen gespielt. Von diesem Tag an erhielt ich jede Woche 1,- DM Taschengeld, das ich jedoch nicht für Süßigkeiten oder andere Dinge ausgab. Ich sparte jeden Pfennig, damit ich mehr davon zum Spielen hatte. So sammelte sich mit der Zeit ein hübscher Haufen “Spielgeld” an. Als mein Vater für mich ein Sparbuch eröffnete, war ich sehr deprimiert. Für mich fühlte es sich an. als sei mein Geld nun weg. Ich fing erneut an zu sparen. Um mich richtig reich zu fühlen, wechselte ich in einem “Tante-Emma-Laden” in unserem Dorf 5,- DM in fünfhundert 1-Pfennig-Stücke. Da mir das Sparen des Taschengeldes zu langsam ging, suchte ich mir weitere Geldquellen wie Rasenmähen, Babysitten, Unterricht im Rollschuhlaufen geben, (…). So hatte ich mit 10 Jahren bereits über 1000,- DM auf dem Konto angespart. Erstmals erlebte ich die Kraft des Zinses. Fast 100 DM einfach so zu bekommen war für mich unglaublich. Ich war ganz erstaunt, dass sich durch die Zinsen auf meinem Sparbuch mein angespartes, kleines Vermögen selbstständig vermehrte.
Der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit
Als ich 12 Jahre alt war, ließen sich meine Eltern scheiden. Jahrelang stritten beide erbittert um die Höhe des Unterhalts und andere finanzielle Ausgleiche. Damals wollte ich so schnell wie möglich wirtschaftlich unabhängig von meinen Eltern sein. So hatte ich bis zu meinem 18. Lebensjahr über 25.000,- DM angespart und erhielt über 1.200,- DM an jährlichen Zinsen. Ich war damals in der Ausbildung zum Chemielaboranten und die Zinsen entsprachen fast dem Doppelten meines damaligen monatlichen Ausbildungsgehaltes. Ich war fest davon überzeugt mein Ziel der finanziellen Unabhängigkeit fast erreicht zu haben.
Der Tiefpunkt in meinem Leben
Meine erste Lebenskrise erlebte ich 1999 zu Beginn meines Studiums in den Niederlanden. Ich lebte auf zu großem Fuß und hatte meine gesamten Ersparnisse in kurzer Zeit vollständig aufgebraucht. Das meiste Geld investierte ich in einen Laptop, Lernmittel und Studiengebühren. Da es damals noch keine direkte Zugverbindung zwischen Münster und Enschede gab, kaufte ich mir auch ein Auto. Zusätzlich nahm ich ein halbes Jahr teuren Sprachunterricht um mich besser verständigen zu können. In nicht einmal einem Jahr hatte ich meine gesamten finanziellen Reserven und mehr verbraucht. Auf Grund von harten Entscheidungen versiegten alle meine Geldströme binnen eines Monats. Nach drei weiteren Monaten war ich absolut pleite. Mein Konto war fünfstellig im Minus, meine EC-Karte bereits eingezogen. Ich hatte nicht einmal mehr genügend Geld um mir ein Brötchen beim Bäcker zu kaufen.
In dieser Zeit reifte in mir der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit.
Die Wende in meinem Leben
Glücklicherweise fiel meinem damaligen Professor auf, dass ich oft unterzuckert zu seinen Vorlesungen kam. Er lud mich zum Essen in ein Restaurant ein und ich durfte mir bestellten was ich wollte. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich mir selber nicht einmal das günstigste Gericht auf der Karte leisten können. Während des Essens erzählte ich ihm meine Situation. Interessanterweise riefen mich noch am selben Abend meine Mutter und mein Vater unabhängig voneinander an und versprachen mir finanzielle Unterstützung. Auch wenn ich es bis heute nicht weiß so vermute ich, dass mein Professor hier interveniert hatte. Ich hatte Hilfe von jemand Außenstehendem nötig. Heute habe ich bei meinen Coachings oft dieses Bild im Kopf, nur dass ich jetzt auf der anderen Seite sitzt. Dafür bin ich meinem Professor bis heute dankbar.
Von diesem Abend an wusste ich, dass ich nie wieder so tief rutschen wollte!
Ich änderte mein Leben grundlegend. Ich konzentrierte mich voll auf mein Studium und meine Ziele und nutzte jede Gelegenheit zum Lernen. Ich wollte so schnell wie möglich fertig werden. Schlecht bezahlte Nebenjobs kündigte ich genauso schnell wieder wie ich sie begonnen hatte. Sie schränkten mich zeitlich ein und brachten mich nicht voran.
Ein guter Freund schenkte mir zur gleichen Zeit zwei Bücher, durch die ich erstmals mit den “Gesetzen des Erfolges” und den “Wegen zur finanziellen Unabhängigkeit” in Kontakt kam. Ich veränderte daraufhin meine Einstellung und Denkweise zum Thema Finanzen. Ich übersetzte für unsere Schulleitung Dokumente ins Deutsche. Hier wurde ich gut bezahlt, die Arbeit machte Spaß und ich lernte viel über die Gesetze der niederländischen Studienfinanzierung. Dabei fand ich eine Möglichkeit, dass ich, bei mehr als 30 Stunden/Monat sozialversicherungspflichtiger Arbeit in den Niederlanden, Anspruch auf eine Studienfinanzierung hatte. So wurde ich wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule, bekam ein Gehalt, Studienfinanzierung und sammelte außerdem noch viel Praxiserfahrung sowie zusätzliche Studienpunkte.
Endlich bekam ich auch meine Schulden in den Griff
Da ich nun wieder in Lohn und Brot stand, konnte ich mit meiner Bank verhandeln und meinen sowieso viel zu teuren Dispokredit in einen Ratenkredit umwandeln. So konnte ich die Belastung um mehr als die Hälfte senken.
Kurz darauf lernte ich meine fantastische Frau Bianca kennen. Ich habe großen Respekt vor ihrer damaligen Entscheidung, ihre Zelte in Deutschland abzubrechen und zu mir nach Enschede zu ziehen. Schließlich war ich damals komplett mittellos. Wir sparten mit diesem gewagten Schritt viel Geld, das wir bisher für unsere Fernbeziehung aufbringen mussten. Die Kosten für das Pendeln zwischen Münster und Enschede und die doppelte Haushaltsführung fielen weg. Zusätzlich konnten wir nun auch niederländisches Wohngeld beantragen und eine gemeinsame Wohnung beziehen. Auch Bianca fand schnell eine neue Arbeitsstelle. Wir waren auf dem besten Weg uns aus der Schuldenfalle zu befreien.
Ich konnte mein Studium schneller beenden als ich zunächst erwartet hatte. Dies war zwar positiv, dennoch hatte mein schneller Abschluss einen faden Beigeschmack. Meine Einkommensquellen versiegten erneut auf einen Schlag. Ich war kein Student mehr und konnte so auch nicht mehr als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule arbeiten. Meine Studienfinanzierung fiel weg und auch das niederländische Wohngeld wurde gestrichen. Zudem musste ich in Deutschland meinen Wehrdienst antreten.
Nach dem Ende meiner Bundeswehrzeit stand ich ohne Job dar. Meine Vorsätze zum Jahreswechsel standen fest: Spätestens zum 1. März 2003 wollte ich wieder in Lohn und Brot stehen. Schon in der ersten Kalenderwoche des neuen Jahres sammelte ich 268 Adressen von potentiellen Arbeitgebern. Mehr als die Hälfte rief ich sofort an und stellte mich telefonisch vor. In der gleichen Woche verschickte ich daraufhin 62 Bewerbungen per E-Mail und nur zwei Wochen und 15 Bewerbungsgespräche später, unterschrieb ich am 1. Februar 2003 meinen neuen Arbeitsvertrag.
Schon 2005 waren wir wieder schuldenfrei und hatten uns gleichzeitig ein finanzielles Polster angespart.